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Kapitel 3: Vielfalt leben und Gemeinschaft fördern

Tübingens Vielfalt soll sich auch in Zusammensetzung und politischem Handeln des Gemeinderats widerspiegeln. Tübingen ist ein einzigartiger Ort, der durch die Verbindung von bodenständiger schwäbischer Tradition und weltoffener Perspektive geprägt ist. Hier wird das Bewahren kultureller und sozialer Werte ebenso geschätzt wie die Offenheit für Innovation und das Ausprobieren von Neuem.
Für Kinder sind Spielplätze und verkehrsberuhigte Straßen wichtig, für Jugendliche Freiräume und Mitbestimmung, für ältere Menschen Nahversorgung, Mobilität, wohnortnahe Pflegeeinrichtungen und hausärztliche Versorgung. Eltern fordern zu Recht eine zuverlässige Kinderbetreuung. Migrant*innen sind in Tübingen willkommen. Geflüchtete mit Bleibeperspektive sollen heimisch werden, rasch die Sprache erlernen und einem Beruf nachgehen können, um sich und ihren Kindern eine Zukunft aufzubauen. Menschen mit Behinderung sollen und wollen gleichberechtigt am öffentlichen Leben teilhaben. Gesundheitsförderung und Präventionsarbeit müssen für alle Menschen unabhängig von der sozialen Situation zur Verfügung stehen.
Wir stellen uns Rassismus entgegen und bekämpfen diese mit allen Mitteln. Jegliche Form der Diskriminierung von Frauen und Menschen aus der queeren Community lehnen wir ab. Die Gleichstellung aller Geschlechter muss eine Selbstverständlichkeit werden.
Wir fördern Sichtbarkeit, aktive Teilhabe und Chancengleichheit für alle und stehen für eine wertschätzende und inklusive Stadtgemeinschaft. Die vielen ehrenamtlich Tätigen leisten Großartiges. Sie gilt es zu unterstützen. Tübingen ist die Stadt der Bürgerbeteiligung und das ist gut. Es sollen aber auch jene gehört werden, die sich nicht so laut zu Wort melden. Hierfür gilt es, geeignete Beteiligungsformate weiterzuentwickeln. Die bestehenden Initiativen und Projekte zur Beratung und Unterstützung von benachteiligten Personengruppen müssen verlässlich gefördert werden, damit diese ihre Anliegen und Teilhabewünsche einbringen können.

Familien, Kinder und Jugendliche

Tübingen ist eine familien- und kinderfreundliche Kommune. Die aktuell dringendste Herausforderung ist der Mangel an Fachpersonal für die Betreuung der Kinder.
Eine kinder- und jugendfreundliche Politik sehen wir als Querschnittsaufgabe. Bei der Beteiligung von jungen Menschen braucht es eine Weiterentwicklung. Sie muss inklusiv sein. Im Sinne der Kinderrechtskonvention und des Rechts auf Teilhabe von Kindern wünschen wir uns hierzu die passenden Formate, damit Kinder erfahren, wie Demokratie durch Mitverantwortung funktioniert. Die Beteiligung von Kindern in kommunalen Entscheidungsprozessen sehen wir zudem als Chance für mehr Generationengerechtigkeit.

Eine Projektleitung für mehr Kinder- und Jugendbeteiligung

Tübingen, die jüngste Stadt in Baden-Württemberg, bietet vielfältige Angebote für Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene. Dies machen wir transparent und erleichtern ihnen den Zugang zu Stadtverwaltung und politischen Gremien. Der Jugendgemeinderat leistet bereits einen wertvollen Beitrag in der Vertretung der Interessen der jungen Menschen.
Langfristig gesehen möchten wir eine Projektleitung für mehr Kinder- und Jugendbeteiligung einrichten. Diese Person ist Ansprechpartner*in für junge Menschen und unterstützt diese bei der Umsetzung ihrer Ideen und Vorhaben, konzipiert Projekte für Kinder, koordiniert deren Umsetzung in Zusammenarbeit mit dem Jugendgemeinderat, dem Gemeinderat und der Stadtverwaltung. Sie erarbeitet ein Konzept von Kinderrechtsprinzipien und begleitet dessen Umsetzung. Dabei ist sie immer auch auf Inklusion ausgerichtet. Sie arbeitet eng mit Kitas, Schulen und der Universität, der Studierendenvertretungen und dem Studierendenwerk zusammen. Ein gutes Beispiel für ein solches Projekt war das Beteiligungsprojekt „Zukunftsspringer“ mit der Grundschule Winkelwiese Waldhäuser Ost.


Unterstützungsangebote für Eltern ausbauen


Besonders Alleinerziehende benötigen mehr Beratung, Unterstützung und Austausch. Der Mangel an Fachpersonal zur Kinderbetreuung erfordert vielfältige Formen der Unterstützung. Es bedarf geeigneter Räumlichkeiten für Elterntreffs, in oder bei den Kitas und Schulen. Ziel ist die Vernetzung von Eltern zur wechselseitigen Unterstützung.

Ältere Menschen

Gut älter werden in Tübingen


Tübingen ist demografisch eine junge Stadt, zugleich ist die Lebenserwartung eine der höchsten in Deutschland. Es lässt sich hier also gut alt werden. Viele ältere Menschen wählen Tübingen zu ihrem Alterswohnsitz, weil hier das Angebot an Kultur, Gesundheits- und Betreuungseinrichtungen sehr gut ist. Durch ihr gesellschaftliches und kulturelles Engagement sind Ältere für die Stadt eine Bereicherung. Man denke nur an die ungezählten Bürgerinitiativen, Vereine und Chöre. Steigende Lebenserwartung einerseits und zunehmender Mangel an Fachkräften im medizinischen und pflegerischen Bereich andererseits stellen die Stadt vor enorme Herausforderungen.
Gesundheit, Betreuung und Pflege
Tübingen verfolgt mit dem Programm „Seniorenleben und Pflege“ seit einigen Jahren einen ambitionierten Weg, den wir weiterentwickeln wollen. Wir meinen, Pflege soll möglichst quartiersnah und dezentral erfolgen. Hierzu besteht ein hoher Bedarf an neuartigen Wohnpflegeformen „zwischen Heim und Daheim“, die noch zu entwickeln sind, an betreutem Wohnen und Pflege-WGs möglichst nah am gewohnten Umfeld. Für die Entlastung Angehöriger und für Menschen mit komplexen Hilfebedarfen brauchen wir ein intensives Case Management. Und gerade für zuhause lebende Menschen mit Demenz mehr Betreuungshilfen. Auch der Bedarf an stationärer Pflege wird steigen. Gut, dass Tübingen gute Pflegeheime guter Träger hat. Aber mehr Heime allein sind keine Zukunftslösung, zumal sich immer mehr Ältere alternative Wohn- und Lebensformen wünschen.
Dem Fachkräftemangel in der ambulanten und stationären Pflege wollen wir mit bezahlbaren Dienstwohnungen, Fahrtkosten-Zuschüssen (Deutschlandticket) und einer Personalfindungshilfe wirkungsvoll begegnen.


Wohnen im Alter


Viele Ältere wollen möglichst lang in ihrem Haus oder in ihrer Wohnung bleiben. Oft sind ihnen aber Haus und Garten zu groß, nicht barrierefrei oder gar rollstuhltauglich. Viele würden daher gerne ihre Wohnsituation ändern, dabei familientauglichen Wohnraum freimachen. Dazu braucht es aber seniorengerechte, bezahlbare Wohnungen – möglichst im selben Quartier, für manche auch in gemeinschaftlichen Wohnformen. Für solche Vorhaben sind genossenschaftliche und gemeinwohlorientierte Wohnformen gegenüber privatwirtschaftlichen und Rendite-Modellen zu bevorzugen.
Mobilität und Teilhabe
Mobilität bis ins hohe Alter ist Teilhabe. Viele ältere Menschen sind noch fit unterwegs. Für diejenigen, die weniger mobil sind, ist ein gut getakteter, engmaschiger, barrierefreier und sicherer öffentlicher Personennahverkehr essenziell, umso mehr, wenn ältere Menschen nicht mehr Autofahren können oder wollen. Bürgerautos ergänzen das Angebot. Viele Ältere wünschen sich aber auch, dass Zufußgehen und Radfahren in Tübingen sicherer und attraktiver werden.
In Stadtteilzentren, in entsprechenden Einrichtungen oder Projekten finden viele Treffen und Aktionen für und mit Älteren statt. Der Stadtseniorenrat ist für die Stadtverwaltung und für die Politik eine große Unterstützung. Er gibt der Perspektive der Älteren eine Stimme und bringt viele mit ihnen erarbeitete Ideen in Verwaltung und Gremien ein.

Migration

Wissenschaft und Wirtschaft sind dringend auf den Zuzug ausländischer Fachkräfte angewiesen. Arbeitssuchenden aus Nicht-EU-Staaten wird der Zuzug allerdings unnötig erschwert. Die Zahl der Menschen, die wegen des Ukraine-Kriegs und zahlreicher anderer Konflikte, nicht zuletzt auch wegen der menschengemachten Klimakrise, nach Deutschland flüchtenden und in Tübingen ankommen, ist anhaltend hoch.
AL/Grüne stehen für eine humanitäre und gerechte Migrationspolitik. Menschen, die auf der Suche nach Schutz und Frieden zu uns kommen, wollen wir unterstützen und schützen. Wir setzen uns dafür ein, dass Geflüchtete eine Chancengleichheit in der Bildung und auf dem Arbeitsmarkt erhalten, hier ein Zuhause finden und ein selbständiges Leben führen können, ohne dauerhaft auf Unterstützung angewiesen zu sein. Ziel muss sein, sie möglichst schnell in Ausbildung, Lohn und Brot zu bringen - für die Geflüchteten, die Wirtschaft und den Sozialstaat. Das Tübinger Stipendium für Betriebe, die Geflüchteten eine Ausbildungsstelle geben, ist vorbildhaft.
Die Unterbringung der geflüchteten Menschen stellt eine gewaltige Herausforderung in einem ohnehin angespannten Wohnungsmarkt dar. Ein Ausbau sowie die stetige Instandhaltung von Geflüchteten-Unterkünften ist daher unverzichtbar, auch unkonventionelle und provisorische Lösungen werden erforderlich sein. Geflüchtete Menschen, insbesondere Kinder und Jugendliche, sind aufgrund der Kriege im Herkunftsland und ihrer Fluchterfahrung häufig traumatisiert und psychisch belastet. Dies ist ein Hindernis beim Spracherwerb, in der Schule, der Ausbildung und am Arbeitsplatz und führt zu Spannungen und Konflikten. Eine sozialpsychologische Unterstützung mit Therapieangeboten muss daher früh und niederschwellig erfolgen, gegebenenfalls in der Muttersprache und auch in der Gebärdensprache. Dolmetscherdienste sind zu fördern.

Integration

In Tübingen leisten viele Menschen auf kommunaler und ehrenamtlicher Ebene sehr gute Arbeit, um Geflüchtete zu unterstützen und diese in die Stadtgesellschaft zu integrieren. Die finanzielle und personelle Ausstattung dieser Strukturen muss beibehalten werden. Wichtige Punkte hierbei sind: Sprachkurse, Integrationskurse, Wohnen, Kinderbetreuung, Bildung, Freizeit/Soziales, interkultureller Austausch, Inklusion. Einiges wird strukturell und finanziell vom Land geregelt, beispielsweise über das Integrationsmanagement der Stadt (gefördert vom Land). Dennoch gibt es Lücken, wie zum Beispiel die asylrechtliche Beratung. Deshalb unterstützen wir mit Freiwilligkeitsleistungen viele zivilgesellschaftliche Einrichtungen, Vereine und Organisationen, die uns helfen diese Lücken zu schließen. Wir sind dankbar für diese Angebote und werden sie weiterhin so gut es geht unterstützen.


Ausländeramt


Die bürokratischen Hürden für Migrant*innen müssen abgebaut werden. Das Ausländeramt in Tübingen ist überlastet und unterbesetzt. Dies führt auf allen Seiten zu Frustration. Wir wollen das Ausländeramt schnellstmöglich personell und strukturell so aufbauen, dass es seinen Pflichten und Aufgaben nachkommen kann. Unterstützung und Hilfe für Menschen muss Leitlinie aller Aktivitäten in der Ausländerbehörde sein.


Sprachförderung in Kita, Schule und Beruf


Kinder und Jugendliche mit unzureichenden Deutschkenntnissen müssen so schnell und so gut wie möglich beim Spracherwerb unterstützt werden. Nur durch Deutschkenntnisse gelingen Kita, Schule und Ausbildung, Integration und Teilhabe. Lehrkräfte müssen entlastet werden. Wir möchten Angebote für zugewanderte Jugendliche in Jugendzentren fördern, Nachhilfe und Unterstützung beim Deutschlernen ermöglichen. Wir möchten Sprachförderung im Bereich frühkindliche Bildung ausweiten. Zwei beispielhafte Projekte, die wir beständig unterstützen: Interkulturelles Netzwerk Elternbildung Tübingen (INET) und das Projekt "Mütter im Gespräch – Aktiv!" Wir stärken Eltern durch Bildungs- und Empowerment-Kurse. Die Stadt unterstützt Arbeitgeber*innen, wenn sie Deutschkurse und Weiterbildungsangebote in einfacher Sprache anbieten.

Menschen mit Behinderung


Wohnen


Menschen mit Behinderung sollen und wollen gleichberechtigt am öffentlichen Leben teilhaben. Sie möchten möglichst selbstbestimmt, selbständig und gemeinsam mit Menschen ohne Behinderung leben können. AL/Grüne setzen sich dafür ein, dass auch ein Mensch mit Behinderung diejenige Wohnform frei wählen kann, die zur jeweiligen Lebenssituation passt. Die städtische Wohnbaugesellschaft GWG kann und soll solche barrierefreien Wohnformen verwirklichen. Ganz allgemein setzen wir uns dafür ein, dass immer mehr Gebäude barrierefrei zugänglich werden.

Sprache


Manche Menschen mit Lernschwierigkeiten benötigen Informationen in Leichter oder in Einfacher Sprache. Wir setzen uns dafür ein, dass die Internetseiten der Stadt auch in dieser Hinsicht barrierefrei werden. Zudem sollen Veröffentlichungen sowie Formulare leicht verständlich sein und, wo möglich, in Leichte Sprache übersetzt werden. Bei Veranstaltungen sollen - wo möglich - Gebärdensprachdolmetscher eingesetzt werden. Außerdem werden wir darauf bestehen, dass die öffentlichen Veranstaltungsräume in Tübingen mit induktiven Höranlagen ausgestattet werden.


Arbeitsmarkt


Der Weg in den ersten Arbeitsmarkt ist für viele Menschen mit Behinderung sehr schwierig. Wir unterstützen Initiativen, die sich um dieses Thema kümmern. Die Stadtverwaltung ist hier auf einem guten Weg. Die städtische Wirtschaftsförderung (WIT) soll in Zusammenarbeit mit den Inklusionsbeauftragten Infoveranstaltungen und Angebote für die Unternehmen entwickeln, um die Arbeitsmöglichkeiten von und für Menschen mit Behinderung aufzuzeigen.


Hilfe für Helfer*innen


Die Arbeit zur Inklusion von Menschen mit Behinderung sollte in der Stadtverwaltung personell gestärkt werden. Für soziale Organisationen wie die Lebenshilfe, das Sozialforum mit seinen Selbsthilfegruppen, dem Forum Inklusion und anderen müssen Zuschüsse als Ausdruck für die Wertschätzung ihrer Arbeit gesichert sein.

Armut

Tübingen unterstützt Menschen mit geringem Einkommen mit vielen Programmen, die ihre Teilhabe fördern und die gut angenommen werden. Trotzdem müssen immer mehr Menschen zur Tafel gehen, um Nahrungsmittel zu bekommen. Wir werden die Tübinger Tafel weiterhin unterstützen und Menschen gezielt fördern, damit sie ihr Einkommen erhöhen können. Für wohnungslose Menschen unterstützen wir die Verbesserung der Angebote von Wohnheimen. AL/Grüne halten dies für wesentliche Elemente der Förderung von Gemeinschaft.

Gesundheit

Gesundheit ist mehr als die Abwesenheit von Krankheit. Wir setzen uns für mehr Prävention und Gesundheitsförderung ein, unabhängig von Einkommen, Herkunft, Alter, Geschlecht und sozialer Situation. Gesundheitliche Gerechtigkeit ist uns ein Anliegen. Armut darf nicht krankmachen. In der Corona-Pandemie hat sich gezeigt, wie wichtig ein funktionierendes Gesundheitssystem ist. Wir verstehen Gesundheit als eine kommunale Querschnittsaufgabe. Entscheidungen in den verschiedensten Bereichen, wie Verkehrs- und Stadtplanung, in der Sozialpolitik oder in der Bildung, beeinflussen die Gesundheit. Die Stadt hat im Sinne der kommunalen Daseinsvorsorge für gesunde Lebensverhältnisse zu sorgen.



Inklusion im Gesundheitswesen


Einrichtungen des Gesundheitswesens sollen für alle Menschen barrierefrei zugänglich, nutzbar und auf die besonderen Bedarfe von Menschen mit Einschränkungen eingestellt sein. Das ist bis jetzt nicht der Fall.
Als übergreifender Ansatz für die Umsetzung gesundheitsfördernder Maßnahmen und sozialer Hilfen in den Stadtteilen, Quartieren und Teilorten wird die Sozialraumorientierung genutzt. Als quartiersnahe und niederschwellige Anlaufstationen für Themen der Gesundheitsvorsorge und Fürsorge sollen die Stadtteiltreffs anerkannt und ausgestattet werden. Diese Angebote sollen so barrierefrei wie möglich sein, räumlich sowie auch in anderer Hinsicht. Die Rahmenkonzeption der Stadtteiltreffs greift dieses Ziel auf. Stadtteiltreffs bieten niedrigschwellige Veranstaltungen und Angebote zur Gesundheitsvorsorge an. Modellhaft werden Gesundheitssprechstunden in Stadtteiltreffs und der Einsatz von ambulanten Quartierspflegekräfte in einzelnen Stadtteilen erprobt. Eine Verständigung mit den Ratsuchenden sollte in mehreren Sprachen möglich sein, auch in Gebärdensprache. Dafür werden wir uns einsetzen.

Sucht und Drogen

Alkohol, Drogen, Tabletten - viele Menschen sind abhängig von legalen und illegalen Substanzen. Wir lehnen eine Stigmatisierung von Suchtkrankheiten ab und befürworten eine aufsuchende Sozialarbeit. Al/Grüne wollen weiterhin die Aidshilfe Tübingen/Reutlingen sowie die Drogen- und Suchtberatung bei ihrer wichtigen Arbeit unterstützen. Die Suchtambulanz am Westbahnhof ist etabliert und macht im Bereich der Substitution sehr gute Arbeit. Viele Suchtkranke konsumieren aber weiterhin Heroin in Parks und öffentlichen Toiletten. Wir sind für die Schaffung von Drogenkonsumräumen. Wir möchten als Modellprojekt eine Heroin-Ambulanz, wo an schwer Drogenabhängige kontrolliert halbsynthetisches Heroin abgegeben wird. Dies reduziert die Verbreitung von HIV und Hepatitis, die Verwahrlosung des öffentlichen Raums und ermöglicht den Abhängigen ein würdevolles Leben. Wir wollen die Möglichkeit von „Drugchecking“ einsetzen - ein kostenloses Beratungs- und Testangebot zu psychoaktiven Substanzen.

Gegen Rassismus und Diskriminierung

Wir stellen uns gegen jegliche Art gesellschaftlicher Ausgrenzung und schützen Betroffene. Vielfalt in allen gesellschaftlichen Bereichen machen wir sichtbar und unterstützen sie. Wir setzen uns für gleiche Chancen und gleiche Rechte ein. Wir kämpfen für Freiheit, Respekt und Akzeptanz aller Menschen. Dennoch erleben Menschen mit Migrationserfahrung auch in Tübingen Ausgrenzung und Rassismus. Wir treten dafür ein, dass Mitarbeiter*innen der Stadtverwaltung, der Schulen und Kitas durch Schulungen dafür noch weiter sensibilisiert werden.

Gleichstellung

Als Querschnittsaufgaben müssen Aspekte der Gleichstellung in allen Bereichen des Verwaltungshandelns berücksichtigt werden. Bereits bei der Verteilung der Gelder im städtischen Haushalt gilt es, der strukturellen Diskriminierung von Frauen entgegenzuwirken. Deutschland hat sich 2017 der Istanbul-Konvention angeschlossen, auch Tübingen muss den Anforderungen der Istanbul-Konvention zur Bekämpfung der Gewalt gegen Frauen gerecht werden. Opfer von genderspezifischer Gewalt brauchen leicht zugängliche Beratung und Anlaufstellen. Frauenhäuser und Übergangswohnungen müssen in ausreichender Zahl zur Verfügung stehen und finanziell abgesichert sein. Die städtische Stabstelle für Gleichstellung soll personell und materiell so ausgestattet werden, dass sie der Fülle von Aufgaben gerecht werden kann. Die Vorgaben aus dem Chancengleichheitsgesetz des Landes sollen konsequent erfüllt werden. Flexibilisierung der Arbeitszeiten in der öffentlichen Verwaltung und den städtischen Betrieben dient dem Ziel der besseren Vereinbarkeit von Berufs- und Privatleben. Wir fordern die paritätische Besetzung von Führungspositionen in der kommunalen Verwaltung und in städtischen Gesellschaften und deren Aufsichtsräten. Wir möchten ähnlich dem Konzept „She’s next“ aus Augsburg ein städtisches Mentoring-Programm für junge Frauen und Mädchen auf den Weg bringen. Dabei geht es darum, Mädchen in einem mehrtägigen Seminar mit Frauen aus der Stadtverwaltung, der Universität, verschiedenen Unternehmen und weiteren Gesellschaftsbereichen zusammenzubringen, um Vorbilder und Netzwerke zu schaffen.
Geschlechtergerechte Sprache bei Schriftverkehr, Vorlagen und Verlautbarungen unserer Stadt ist unser Ziel. Wir setzen uns für den Bau von Unisex-Toiletten ein. Dort sind idealerweise auch Wickeltische zu platzieren. Kostenlose Menstruationsartikel werden bereits in städtischen Toiletten ausgelegt.

Reale und gefühlte Sicherheit

Die Vielfalt in der Stadt bringt neben vielen positiven Reizen auch Verunsicherung mit sich. Menschen fühlen sich von anderen irritiert und manchmal auch bedroht. Die Kriminalstatistik zeigt, dass Tübingen eine sehr sichere Stadt ist. Die Verunsicherung ist dennoch ernst zu nehmen. Wir wollen Begegnung und gegenseitiges Interesse fördern, damit Gemeinschaft und gegenseitige Unterstützung wachsen. Und wir wollen die Stadt so gestalten, dass die Sicherheit aller Menschen gewährleistet ist. Im öffentlichen Raum dürfen keine Angsträume entstehen. Bushaltestellen und zentrale Stellen in Parks sind so mit Licht-nach-Bedarf auszustatten, dass sie dem Sicherheitsbedürfnis entsprechen und gleichzeitig der Lichtverschmutzung entgegenwirken.

Queer

Queeres Leben ist natürlicher Bestandteil der Tübinger Stadtgesellschaft. Veranstaltungen wie der CSD Tübingen sowie das Projekt „Queer durch Tübingen“ von Stadtmuseum und Stadtarchiv tragen zur Sichtbarkeit von queerem Leben bei. Unsere Fraktion ist und bleibt Ansprechpartnerin für die queere Community in Tübingen. Mit der Tübinger Queerbeauftragten haben wir eine Anlaufstelle in der Verwaltung geschaffen. Organisationen wie die Aidshilfe Tübingen/Reutlingen und das Queere Zentrum Tübingen leisten wichtige Arbeit und bieten der Community Struktur in Tübingen. Wir wollen einen Weg finden, die Finanzierung des Queeren Zentrums langfristig sicherzustellen.

Sport

Lebendige Sportstadt Tübingen


Sport ist Bewegung, Gesundheit, Spiel, soziale Kompetenz und Freude am Leben. Sport ermutigt Menschen, ihre Potenziale zu nutzen, fordert zum Wettkampf heraus und verbindet Menschen unterschiedlichster Kulturen. Sportvereine übernehmen eine wichtige gesellschaftliche Aufgabe, für die sie eine verlässliche kommunale Förderung brauchen. Deshalb werden wir die Sportstätten in Tübingen weiter ausbauen. Sport findet nicht nur auf dem Sportplatz und in der Sporthalle statt, sondern auch im Alltag in der Stadt und deren Umfeld. Zu Fuß gehen, Radfahren und das Entdecken der Spiel- und Bewegungsmöglichkeiten des eigenen Quartiers fördern Gesundheit und die Lebensqualität in Stadt und Land.
Tübingen hält eine große Vielzahl von Angeboten für alle bereit. Die Sichtbarkeit kann durch eine optimierte Gestaltung der städtischen Website und einen verbesserten Informationsfluss über Soziale Medien noch verbessert werden.


Vereinssport


Das Sportleben wird von einer sehr engagierten Vereinslandschaft organisiert. In den letzten Jahren wurden etliche Sportplätze und Sporthallen saniert und neu gebaut. Die Flutlichtanlagen wurden größtenteils auf LED-Beleuchtung umgestellt, um 90 Prozent der Energie zu sparen. Wo noch nicht geschehen, möchten wir bei einer Umsetzung unterstützen. 2024 soll endlich die Freiluft-Sporthalle auf Waldhäuser-Ost für den Schul- und Vereinssport zur Verfügung gestellt werden. In der Jahnallee werden eine Umkleide- und Sanitäranlage sowie öffentliche Toiletten für den „3 in One Bewegungspark“ und den Kinderspielplatz geschaffen. Wir setzen uns dafür ein, dass die Stadt die Tübinger Sportvereine bei der Unterhaltung und Pflege ihrer Anlagen sowie bei der Neubeschaffung von Sportgerätschaften unterstützt.
Hallenbad
Wir brauchen mehr Wasserflächen für Freizeit, Schwimmsport und Schwimmunterricht. Das „Hallenbad Süd“ wird im nächsten Jahrzehnt das größte Bauprojekt der Stadt und der Stadtwerke. Die Planungen haben begonnen. Wir AL/Grüne werden darauf achten, dass diese unter bestmöglicher Beteiligung von Bürger*innen und Vereinen erfolgen und dass Funktionalität, Energieverbrauch und die Grünanlagen höchsten Standards entsprechen.


Freibad


Das Freibad Tübingen ist in der Region einzigartig: Es verfügt nach der jüngsten Erweiterung über ein sehr großes Gelände und bietet die verschiedensten Möglichkeiten der sportlichen Betätigung und/oder Entspannung; dazu kommen einzigartige Öffnungszeiten – im Hochsommer von 6 bis 21 Uhr – die es Berufstätigen erlauben, vor oder nach der Arbeit das Freibad zu besuchen. Lediglich das Saisonende ist mit Mitte September häufig zu früh. Wir setzen uns dafür ein, dass die Stadtwerke das Saisonende in Abhängigkeit der Wetterlage und Wettervorhersage auf Ende September bis Anfang Oktober verschieben.


Inklusion


Seit der Gründung der Projektgruppe „Inklusion durch Sport“ im Jahr 2011 hat neben offenen Bewegungsangeboten eine Vielzahl von Tübinger Vereinen auch inklusive Angebote in verschiedenen Sportarten geschaffen. Übungsleiter*innen erhalten eine spezifische Fortbildung. Die Habila GmbH bietet Beratung in praktischen und finanziellen Fragen. Die Stadt fördert die Inklusion durch Sport regelmäßig, und es fand in Zusammenarbeit mit dem Institut für Sportwissenschaft der Universität Tübingen schon eine Reihe von inklusiven Sporttagen statt.
Das Tübinger Projekt gilt als ein Pilotprojekt im landesweiten Programm BISON (Baden-Württemberg inkludiert Sportler ohne Norm), wurde schon 2014 durch den Landesinklusionspreis ausgezeichnet und drei Vereine haben inzwischen die BISON-Plakette des Landes bekommen. Tübingen war dieses Jahr „Host Town“ der Special Olympic World Games, die im Juni 2023 in Berlin stattfanden.


Immer noch ist es jedoch für viele Betroffene schwierig, geeignete Angebote zu finden. Dabei spielen sowohl die Art der Werbung und die Kosten des Angebots wie auch die Behinderungsart eine Rolle, und es fehlen bei einigen Vereinen noch Wissen und Kompetenzen dafür, wie man inklusive Angebote schafft.

Bürgerbeteiligung

In Tübingen gibt es viele Möglichkeiten, sich an kommunalen Entscheidungsprozessen zu beteiligen, politische Debatten zu führen und zu moderieren: Informationsveranstaltungen, Runde Tische, Vorberatungen in Ortschaftsräten und Ortsbeiräten, Debatten und Empfehlungen des Integrationsrats, Diskussionen und Anträge des Jugendgemeinderats, Abwägung und Entscheidungen des Gemeinderats. Auch können sich die Bürger*innen direkt an die Fachabteilung Bürgerbeteiligung, Zentrale Dienste und Veranstaltungen wenden. In der Praxis zeigt sich, dass die Bürger*innen dadurch viel Einfluss auf Entscheidungen des Gemeinderats und der Verwaltung haben. Wir wollen auch andere digitale Formate fördern, die die Kommunikation effektiv ergänzen und erweitern, wo sie durch nicht barrierefreie Gegebenheiten eingeschränkte Menschen behindern.

Demokratie braucht Respekt

Demokratie braucht Respekt, und der droht gerade verloren zu gehen. Gerade in der Kommunalpolitik kommt es darauf an, bei einem klaren Wertekompass differenziert wahrzunehmen, verschiedene Perspektiven zu akzeptieren und aufzupassen, dass es vor allem um Inhalte geht. So wird Gemeinschaft erhalten. Vorschnelle Abwertung, wie wir sie oft erleben, gefährdet das große Engagement der Bürgerschaft, vieler Kommunalpolitiker*innen und vieler Mitarbeiter*innen der Verwaltung. Im Gemeinderat gibt es demgegenüber eine gute Kooperation zwischen den Fraktionen. Dafür, dass in Tübingen weiterhin vertrauensvoll für die Sache gearbeitet wird, setzen wir uns ein.

Digitales Angebot der Stadt ausweiten

Gemeinderatssitzungen werden aktuell live übertragen. Dieses Angebot soll technisch verbessert werden. Zudem wollen wir prüfen, ob die Diskussionen zu einzelnen Tagesordnungspunkten gespeichert werden können, um sie als Video-Podcasts bereitzustellen.

Ehrenamt

In Tübingen wird großartiges Ehrenamt praktiziert. Die Funktion des Ehrenamts wird an Bedeutung zunehmen. Aufgabenfelder gibt es genug. Dabei sollte ehrenamtliches Handeln durch Kommunales Handeln ergänzt und durch Coaching und Fortbildung unterstützt werden. Ganz besonders gilt das auch für Menschen mit Einschränkungen. Für sie muss häufig erst eine politische Grundausbildung in der Selbstvertretung ihrer Interessen angeboten werden. Dafür werden wir uns einsetzen.
Insbesondere für diejenigen, die nicht mehr im Erwerbsleben eingespannt sind, ist ehrenamtliches Engagement erfüllend und sinnstiftend. Um ehrenamtliches Engagement zu würdigen, halten wir die Einführung einer Ehrenamtscard für eine gute Sache. Ehrenamtliche erhalten damit Ermäßigungen bei verschiedenen Kultur- und Freizeiteinrichtungen.
Für die großen sozialen Organisationen, das Sozialforum als Träger des Forums Inklusion und seiner Selbsthilfegruppen, die Lebenshilfe, die Habila und andere muss die Zuschussförderung gesichert sein als Wertschätzung ihrer Arbeit. Im Forum Inklusion, der Selbstvertretung der Interessen der Menschen mit Einschränkungen, hat eine Diskussion begonnen, die gesetzlich gegebene Möglichkeit eines Beirats zum Gemeinderat zu bilden, um die Wirkung ihrer politischen Arbeit zu stärken und zu vertiefen. Diesen Prozess werden wir mit Interesse verfolgen und ihn gegebenenfalls unterstützen.

STT-Stadtteilzentren

Mit großer Geschwindigkeit haben sich Stadtteiltreffs etabliert. Sie erfüllen in den einzelnen Sozialräumen und der gesamten Stadt Funktionen des sozialen Zusammenhalts und der Selbstorganisierung der Stadtteilbewohner*innen. Wir fördern diese Orte der Begegnung für alle, der Beratung und gegenseitigen Unterstützung, des Angebots von Räumen für Feste und Veranstaltungen, Orte der Vernetzung und Kooperation. Auch können Aufgabenstellungen der gesamten Stadt wie Klimaschutz kleinformatig diskutiert werden.
 

Vielfalt in Gremien

Die Gesellschaft wird immer diverser, und das ist gut so. Allerdings zeigt sich diese Diversität nur selten in politischen Gremien. Wir setzen uns für mehr Vielfalt in der Politik ein. Wir möchten, dass alle sich aktiv politisch beteiligen. Menschen aller Altersgruppen, mit Migrationserfahrung, mit kleinen Kindern, mit Einschränkungen, mit verschiedenem Bildungshintergrund, mit Diskriminierungserfahrung. Sie alle sollen mit ihren Lebensentwürfen und Perspektiven in den Gremien vertreten sein.
Nur wenn alle Menschen in politischen Gremien repräsentiert sind, können ihre Perspektiven und Belange Gehör finden.
Bürgerbeteiligung, Bürgerräte und Bürgergutachten können die Teilhabe an kommunalen Entscheidungsprozessen ermöglichen und gerade in der heutigen Zeit unsere Demokratie stärken. Deshalb wollen wir die Bürgerbeteiligung zur Fortentwicklung unserer Stadt unterstützen, stärken und wo sinnvoll und notwendig verbessern.

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