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Wir wollen mobil sein, denn Mobilität bedeutet Freiheit und Begegnung. Dafür braucht es in Tübingen eine gute Verkehrspolitik, die es allen Verkehrsteilnehmenden ermöglicht, sicher und zuverlässig unterwegs zu sein. Gleichzeitig wollen wir die Belastungen für Umwelt und Klima reduzieren. Tübingen ist in einer Vorreiterposition. Ende 2020 hat der Gemeinderat das Klimaschutzprogramm „Tübingen klimaneutral 2030“ beschlossen. Mit diesem Programm wollen wir unseren Teil zum Kampf gegen den Klimawandel beitragen. Ob mit dem Ausbau der Regionalstadtbahn Neckar-Alb oder dem Ausbau des kostenlosen Öffentlichen Personennahverkehrs, wir brauchen ein besseres Angebot, damit Menschen vom Individualverkehr auf den öffentlichen Verkehr umsteigen. Wir wollen zur Stadt der sanften und umweltfreundlichen Mobilität werden.
Uns liegt das Klima am Herzen, auch unser gesellschaftliches. Im Straßenverkehr wird viel stärker Rücksicht geübt als gemeinhin behauptet. Wir erleben aber auch unbedachtes und rücksichtsloses Verhalten. Das verunsichert, verärgert und verletzt. Wir setzen uns für mehr Rücksicht und Sicherheit im Verkehr ein, indem wir - wo es sinnvoll ist - die Wege klar trennen. Zum Beispiel Fuß- und Radwege. Wir fordern die Mitarbeiter’innen des städtischen Vollzugsdiensts auf, gegen die Regeln verstoßende Verkehrsteilnehmer*innen direkt anzusprechen.
Um nachhaltige, stadtverträgliche Mobilität in den Mittelpunkt zu stellen, muss dem Umweltverbund mehr Verkehrsfläche zur Verfügung gestellt werden. Unter dem Begriff Umweltverbund wird die Kooperation der umweltfreundlichen Verkehrsmittel verstanden. Hierzu zählen öffentliche Verkehrsmittel, nicht motorisierter Verkehr sowie Carsharing und Mitfahrzentralen.
An keinem Ort kommen in Tübingen so viele Akteure des Verkehrs zusammen wie am Busbahnhof und es gibt unterschiedliche Ansprüche auf engstem Raum. Im Sinne des Umweltverbundes musste hier der Verkehrsraum neu verteilt werden. Dies ist gut gelungen. Wir wollen, dass mehr Verkehrsräume nach diesen Prioritäten geordnet und umgebaut werden.
Die autofreie Altstadt gehört in den Geltungsbereich des Umweltverbundes. Es gibt aber Ausnahmen: Lieferdienste für Handel und Gewerbe müssen berücksichtigt werden.; Anfahrts- und Parkmöglichkeiten für mobilitätseingeschränkte Personen, für Handwerk, Pflegedienste und systemrelevante Nutzungen müssen gewährleistet sein. In Absprache mit dem Zweckverband Regionalstadtbahn werden wir prüfen, ob eine Auflösung des Einbahnstraßenrings um den Alten Botanischen Garten möglich ist, um den Talcampus der Universität autoarm zu gestalten.
Tübinger*innen gehen gerne zu Fuß - in der Altstadt, am Neckar, in den Wohnvierteln.
Wir fordern die Erarbeitung eines Fußwegekonzeptes, das einerseits die Sicherheit der Fußgänger*innen gewährleistet und andererseits Fußwege, die versteckter sind, durch eine bessere Beschilderung sichtbar macht.
Fußgänger*innen haben unterschiedliche Bedürfnisse und Geh-Geschwindigkeiten. Während die einen zügig von A nach B kommen wollen, ist es anderen ein Vergnügen, genussvoll zu flanieren. Fußwege sollen deshalb so breit sein, dass sich auch auf stark frequentierten Abschnitten Fußgänger nicht in die Quere kommen.
E-Scooter – bewegt, abgestellt oder herumliegend – haben auf Gehwegen nichts verloren. Es braucht Regeln für E-Scooter. Vielleicht helfen Markierungen, Piktogramme, Beschilderung.
Fußwege müssen bei Nacht gut beleuchtet sein, um die Sicherheit der Fußgänger*innen zu gewährleisten. Wir unterstützen ausdrücklich das Konzept „Licht nach Bedarf“. Hier wird Strom gespart, Pflanzen und Tiere werden nicht unnötig belastet und den Menschen bei Bedarf Licht und Schutz geboten. Blindenampeln und Leitsysteme müssen weiter ausgebaut und angepasst werden. Weniger Stufen und dafür ebenerdiges Pflaster sind in der ganzen Stadt wichtig.
Menschen brauchen auch Orte, an denen sie sich ausruhen können. Deshalb wollen wir, dass mehr Sitzgelegenheiten aufgestellt werden, die auch Schutz vor Sonne oder Regen bieten.
Immer mehr Menschen in Tübingen steigen aufs Fahrrad um. Dies beweisen tagtäglich die Zahlen der Zählstellen (Schlossbergtunnel: eine Mio, Unterführung Karlstraße: 2,5 Mio jeweils im Jahr 2023). Wir freuen uns über so viele Radfahrende und setzen uns beständig für eine Verbesserung des Radverkehrs ein. Das entwickelte Radwegekonzept wurde von zahlreichen Bürger*innen mit rund 3000 Hinweisen kommentiert. Es wurden viele Punkte bestätigt und etliche konnten aufgenommen, ergänzt und optimiert werden. So ist ein gelungenes Konzept entstanden. Wir werden uns dafür einsetzen, dass das Radverkehrskonzept in den kommenden zehn Jahren kontinuierlich umgesetzt und für Radlerinnen und Radler erfahrbar und benutzbar wird.
Auch bei den Radbrücken sind wir vorangekommen. Sie schließen wichtige Verbindungslücken, und so vernetzt das „Blaue Band“ viele Tübinger Quartiere. Wir setzen uns dafür ein, dass das Blaue Band südlich des Neckars zu einem Blauen Ring weiter entwickelt wird durch eine Qualitätsfahrradspur nördlich der Kernstadt entlang des Straßenzuges Adlerkreuzung-Mohl-Hölderlin-Rümelin-Kelternstraße.
Außerdem wurden neue Fahrradabstellplätze gebaut. Allein rund um den Bahnhof können mittlerweile mit dem Radexpress am Europaplatz und der Fahrradtiefgarage mit Radstation am Zentralen Omnibusbahnhof (ZOB) ungefähr 1400 Fahrräder überdacht und sicher abgestellt werden. Dazu kommen immer mehr frei zugängliche Abstellanlagen, insbesondere rund um und in der Altstadt. Auch in anderen Stadtvierteln werden kontinuierlich Fahrradabstellplätze gebaut.
Seit 2009 wird in Tübingen darüber diskutiert, den städtischen Nahverkehr für Fahrgäste kostenfrei anzubieten. Mit dem Klimaschutzprogramm hat der Gemeinderat beschlossen, dies auf die Agenda zu nehmen. Ziel ist es, den Nulltarif für alle Fahrgäste (unabhängig vom Wohnort) in der Tarifzone Stadt Tübingen anzubieten und die TüBus-Angebote um 50 Prozent zu erweitern.
AL/Grüne haben 2018 im Gemeinderat durchgesetzt, dass der TüBus samstags für Fahrgäste kostenfrei ist. 2023 setzten wir durch, dass das Deutschlandticket für Tübinger Bürger*innen um 15 Euro ermäßigt angeboten wird. Auch das JobTicket soll weiter ausgebaut werden. Dies alles erhöht die Attraktivität des ÖPNV enorm und entlastet Verkehr und Umwelt in der Stadt und darüber hinaus. Wir wollen, dass es in diese Richtung weitergeht: Dazu soll die Taktung des Öffentlichen Nahverkehrs in der Kernstadt, in den Teilorten und in Absprache mit ihnen in den Nachbargemeinden verbessert werden. Auch Vorrang-Trassen müssen ausgebaut werden.
Außerdem setzen wir uns für die Umstellung der Busflotte auf Elektroantrieb ein. Im Rahmen der Verfügbarkeit sollen alle Busse durch elektrobetriebene Fahrzeuge ersetzt werden. Dafür soll die Lade- oder die Tankstellenstruktur ausgebaut und die Linienführung und Fahrpläne an die E-Mobilitäts-Bedürfnisse angepasst werden.
Wichtig ist uns auch der barrierefreie Zugang zu den Fahrzeugen. Der Anteil der dafür umgebauten Haltestellen – derzeit etwa 50 Prozent – soll gesteigert werden. Elektronische Anzeigen an den Haltestellen wollen wir vergrößern sowie Zwei-Sinne-Anzeigen in den Fahrzeugen anbringen und die Lautstärke sinnvoll anpassen. Im ÖPNV sollen sich alle Fahrgäste jederzeit möglichst sicher fühlen. Eine einfache Maßnahme im Sinne gendersensibler Planung ist es, wenn im Bus ab 22 Uhr ein Ausstieg auch zwischen den Haltestellen möglich ist. Dies verkürzt Heimwege und trägt zu einem höheren Sicherheitsgefühl vor allem von Frauen bei.
Mit der Regionalstadtbahn wollen AL/Grüne Stadt und Land umweltfreundlich miteinander verbinden. Die Regionalstadtbahn bietet den Vorteil des einfachen und vom Auto unabhängigen Pendelns. Zudem können in der Regionalstadtbahn mehr Fahrgäste insgesamt, aber auch mehr Menschen im Rollstuhl, mit Rollator, mehr Fahrräder und Kinderwägen befördert werden, denn das Platzangebot ist deutlich größer, und die Haltestellen werden barrierefrei gebaut.
Die Innenstadtanbindung Tübingens ist für AL/Grüne nach wie vor das wichtigste Element des Gesamtnetzes der Regionalstadtbahn-Planung. Denn täglich pendeln mehr als 50 000 Menschen nach Tübingen hinein und über 15 000 Menschen aus der Stadt hinaus. Rund zwei Drittel der Berufs- und Bildungseinpendler*innen möchten zu den Kliniken, an die Uni Morgenstelle und zum Technologiepark Obere Viehweide. Hinzu kommen täglich über 1000 Patient*innen und Besucher*innen des Klinikums. Die Innenstadtanbindung schützt das Klima, entlastet den Wohnungsmarkt, sichert Arbeitsplätze und Wohlstand der Stadt und hilft Handel und Gewerbe.
Ein Carsharing-Fahrzeug kann bis zu zwanzig Privatwagen ersetzen. Durch die meist parkenden zahlreichen Autos verlieren wir einerseits kostbaren öffentlichen Raum und andererseits heizen stehende Autos die Stadt im Sommer auf. AL/Grüne unterstützen alle Maßnahmen im Klimaschutzprogramm und wollen darüber hinaus erreichen, dass unnötig gewordene Parkplätze im öffentlichen Raum entsiegelt und stattdessen Grünflächen angelegt werden. Ausgediente Carsharing-Autos sollen durch E-Autos ersetzt werden. Wir wollen Unternehmen unterstützen, die neben üblichen Parkplätzen andere Möglichkeiten bieten, beispielsweise Carsharing, Fahrradparkplätze oder Ladestationen für E-Bikes.
Grundsätzlich setzen sich AL/Grüne für so wenig Privatautos wie möglich ein. Dafür bauen wir den Öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV), das Teilen von Autos mit Elektroantrieb (E-Carsharing), Radwege und Fußwege aus. Gegenwärtig ist der MIV aber Teil des Verkehrs. Sowohl die Zahl der zugelassenen Privatautos als auch die Zahl der Pendler*innen (mit dem PKW) nehmen weiter zu. Der Trend geht zu immer größeren und schwereren Autos (SUVs). Immer noch werden viele Kilometer mit diesen schweren Autos im Binnenverkehr in Tübingen gefahren. In Tübingen finden täglich bis zu 40 000 Binnenfahrten statt. Im Klimaschutzprogramm wurde beschlossen, dass wir bis 2030 die mit dem PKW im Stadtgebiet zurückgelegten Kilometer um 30 Prozent reduzieren wollen. Dagegen soll der Radverkehr, aber auch andere Formen der sanften Mobilität, entsprechend ausgebaut werden. Für elektrisch betriebene Autos wollen wir eine bessere Ladeinfrastruktur aufbauen. Für mobilitätseingeschränkte Personen werden wir in der Altstadt ausreichend Parkplätze zur Verfügung stellen.
Über den Bau des Schindhaubasistunnels wird schon seit Jahrzehnten gesprochen. Aktuell führt die Bundesstraße B27 durch die Tübinger Südstadt und trennt einige Quartiere von der Kernstadt. Viele Bürger*innen, darunter auch Schulkinder, müssen auf ihren Wegen zur Arbeit, zur Schule oder zu anderen Zielen täglich mehrfach gefährliche Übergänge nutzen. Hinzu kommt die Abgas- und Lärmbelästigung für Anwohnende. Das kann kein dauerhafter Zustand sein.
2002 hat sich der Tübinger Gemeinderat für den Bau eines Tunnels durch den Schindhau ausgesprochen. Unter den damaligen Bedingungen erschien dies als eine sinnvolle Lösung. Allerdings gibt es inzwischen gute Gründe für eine Kurskorrektur: Die CO2-Belastung durch große Mengen an Beton für den Bau des Tunnels, die Belastung durch vierspurige Zu- und Ablaufstrecken, die Förderung des Individualverkehrs durch hohe Investitionen und die Verlagerung des Verkehrs auf andere Gebiete Tübingens sind nur einige Argumente. Im Sinne einer nachhaltigen Verkehrspolitik muss der B27-Tunnel nochmals zur Diskussion gestellt werden. Wir AL/Grüne zeigen interessierte und engagierte Offenheit für eine solche Diskussion.
Dazu brauchen wir ein regionales Diskussionsforum, um die Argumente ausführlich diskutieren zu können. Zum Beispiel könnte das ein aus Zufallsbürger*innen zusammengesetztes Dialogforum sein. Als Grundlage der Diskussion müssen die fachlichen Grundlagen neu erarbeitet und aktualisiert werden. Wir fordern und fördern eine solche Herangehensweise, um auch hier eine durchdachte und für die Stadt bestmögliche Entscheidung zu treffen.