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09.07.23 –
In der Kreismitgliederversammlung am 15. Mai hatte Dieter Jendrossek, Professor für Mikrobiologie an der Uni Stuttgart, über die Möglichkeiten informiert, Kunststoff auf biologischem Weg statt über fossile Ressourcen herzustellen. Über PHB (Polyhydroxybuttersäure) speichernde Bakterien können Produkte aus bakteriellem Bioplastik hergestellt werden, die sich nach Gebrauch und unter geeigneten Bedingungen auch wieder zersetzen, also nicht auf unabsehbare Zeit und als Mikroplastik die Umwelt belasten.
Darüber hinaus wurde diese Möglichkeit versuchsweise in einer Kooperation mit der Firma „Fibers365“ GmbH getestet. „Fibers365“ hat sich auf die alternative Herstellung von Papier aus jährlich nachwachsen Pflanzen statt aus Holzzellstoff spezialisiert. In diesem Verfahren fallen Abwässer an, die so nährstoffhaltig sind, dass sie in der Herstellung von Biogas und eben auch für die Anfütterung von Bakterien genutzt werden können, aus denen dann Bio-Kunststoff gewonnen werden kann.
Der Vortrag und die Möglichkeit einer alternativen Kunststoffproduktion haben so viel Interesse geweckt, dass wir am 29. Juni mit einer kleinen Gruppe aus Tübingen nach Lenningen gefahren sind, um uns diese Produktionsmöglichkeiten genauer anzuschauen.
In Lenningen gab uns Ulrich Scheufelen, Besitzer der ehemaligen Papierfabrik und Senior Consultant von „Fibers365“ einen Einblick in die Historie der 1855 gegründeten Papierfabrik, die zunächst durch die Herstellung von hochwertigen Papieren aufgestiegen war, dann wegen sich ändernder Produktionstechniken, Marktbedingungen und Verbrauchergewohnheiten in den Bereich der Verpackungsmaterialien gewechselt ist, aber dennoch 2008 Insolvenz anmelden musste. Heute finden auf einem Teil des ehemaligen Fabrikgeländes Forschungs- und Entwicklungsprojekte wie das von „Fibers365“ statt.
Ausgangspunkt dafür war die Suche nach Alternativen zur ökologisch problematischen Produktion von Papier ausHolzzellstoffen. Erste Versuche mit Gras waren zwar erfolgreich, erforderten aber wegen der geringen Festigkeit immer noch einen hohen Anteil von Holzzellstoff. Mittlerweile wird in einem steam-explosion-Verfahren Papier auch aus anderen Pflanzen wie Silphie, Weizenstroh, Maisstroh u.a. hergestellt. Hierbei wird das Pflanzenmaterial zunächst per Dampf und hohem Druck stark erhitzt und dann explosionsartig wieder freigesetzt, wobei sich die Faseranteile so aufspalten, dass sie anschließend in der Papierproduktion verwendet werden können. Dabei kann zu einem immer größeren Anteil auf Holzzellstoff verzichtet werden.
In der Kooperation mit der Uni Stuttgart wurden dann die Abwässer aus diesem Produktionsverfahren zur gezielten Anfütterung von Bakterien genutzt, aus denen dann Bio-Polyester und darüber schließlich Bio-Kunststoff erzeugt werden konnte. Aus dem Bio-Kunststoff lassen sich stabile Produkte, Gefäße u.a. herstellen, die sich erst bei gezielter Kompostierung wieder zersetzen und letztendlich CO2-neutral sind. Es entsteht eine Produktionskette von der Papierproduktion über Bio-Kunststoff bis hin zum Bio-Gas mit einer weitgehenden Schadstoffvermeidung.
Während es bei der Verpackungsherstellung bereits erste Markterfolge gibt (z.B. Pappschalen für Obst und Gemüse) ist beim Bio-Kunststoff aufgrund der hohen Produktionskosten und technischen Voraussetzungen noch kein Durchbruch in Sicht. Dieser dürfte sich aber einstellen, wenn die aus der fossilen Kunststoffproduktion entstehenden Umweltschäden eingepreist werden müssen und nicht mehr in den Ländern des globalen Südens und in den Weltmeeren externalisiert werden können.
Klaus Kittler
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